Der zwischen Naab und Vils über 100 m aufragende Bergrücken prägt das Landschaftsbild eindrucksvoll und bildet zusammen mit der Burgruine auf dem Bergsporn und dem zu seinem Füßen liegenden Markt Kallmünz ein malerisches Ensemble, das schon seit der Jahrhundertwende zahlreiche Künstler und Gäste anlockt.
Der Schlossberg befindet sich am südöstlichen Rand der Mittleren Frankenalb (auch Oberpfälzer Alb) und ist aus weißem Jura (Malm) aufgebaut, der im Zeitraum vor etwa 161 bis 150 Millionen Jahre abgelagert wurde und meist dolomitisiert ist.
In der herausragenden verkehrsgeographisch günstigen Position von Kallmünz am Zusammenfluss von Vils und Naab, und damit an bedeutenden, seit der Vorgeschichte genutzten Wegelinien und Durchgangszonen entlang der Flussläufe gelegen, dürfte der Grund zu suchen sein, warum auf der dreieckigen Hochfläche ... zu unterschiedlichen Zeiten Befestigungen errichtet wurden (IRLINGER 2012, 24).
Der Schlossberg von Kallmünz gehört mit seiner nahezu ca. 50 ha großen Innenfläche zu den wichtigsten und bedeutendsten befestigten Höhensiedlungen der Bronze- und Urnenfelderzeit im bayerischen Raum (STROH 1975). Hierzu zählen eine ganze Reihe von Anlagen, unter anderem auch die großen Anlagen des Frauenbergs bei Kelheim sowie der Bogenberg bei Straubing (vgl. STROH 1975; RIND 1999).
Die Jura-Hochfläche besteht aus drei Erhebungen, dem Schlossberg (435 m), Kirchenberg (430 m) und dem Hirmesberg (453 m) und bot durch steile Abhänge zur Naab und Vilsseite einen natürlichen Schutz, der in prähistorischer Zeit durch Aufschüttung mächtiger Wälle verstärkt wurde.
Ein innerer Wall, ca. 225 m lang und bis zu 12 m hoch, umschließt ein knapp 3 ha großes Areal nördlich der Burgruine. Er wurden vermutlich in der Urnenfelderzeit (1200 - 800 v. Chr.) erbaut und in der Frühlatènezeit (500 - 250 v. Chr.) mit einem Flechtwerk zwischen Eichenpfosten bekrönt. Eine weitere Überhöhung fand im älteren Mittelalter statt, er wird daher auch "Ungarnwall" genannt (SANDNER, 2005, 30 ff.).
Der äußere Wall, ca. 1050 m lang und bis zu 3,30 m hoch, begrenzt ein ca. 50 ha großes Areal und verläuft in Ost-West-Richtung über den Hirmesberg: er ist eine Befestigung der mittleren Bronzezeit (1600 - 1300 v. Chr.) und wurde vermutlich in der Urnenfelderzeit erneut genutzt (SANDNER, 2005, 79 ff.). .
Der Höhenrücken wurde zwar schon im Paläolithikum (Altsteinzeit, bis 12000 v. Chr.) und im Neolithikum (Jungsteinzeit, 5500 bis 2200 v. Chr.) begangen, doch lässt sich der erste Besiedlungsschwerpunkt erst für die mittlere Bronzezeit, ein zweiter für die Urnenfelderzeit nachweisen. ... Der nächste Besiedlungsschwerpunkt liegt in der Frühlatènezeit (Latène A), wo der innere Wall erneuert wurde. Nachdem die Siedlung in der Stufe Latène B aufgegeben wurde, ist eine neuerliche Besiedlung erst wieder im Hochmittelalter und in der Neuzeit mit dem Bau der Burg und dem Anstieg des entsprechenden archäologischen Fundgutes nachzuweisen (SANDNER & BOOS 2004, 130).
IRLINGER, W. (2012): Der Schlossberg in Kallmünz. - In: GREIPL, E. J. (Hrsg.): Der Geschichte auf der Spur, 2. Etappe: Kap. 24; München.
RIND, M. (1999): Höhenbefestigungen der Bronze- und Urnenfelderzeit: der Frauenberg oberhalb Kloster Weltenburg I. – Regensburger Beiträge zur prähistorischen Archäologie, 6: Band 1 (Text) 395 S., Band 2 (Katalog und Tafeln) 178 S.; Regensburg.
SANDNER; R. (2005): Siedlungsarchäologische Untersuchungen auf dem Schloss-, Kirchen- und dem Hirmesberg oberhalb Kallmünz, Lkr. Regensburg /Opf. - 382 S.: Regensburg.
SANDNER; R. & BOOS, A. (2004): Kallmünz: Metallzeitliche Höhensiedlung und mittelalterliche Burg auf dem Schlossberg. - In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Nr. 44 - Amberg und das Land an Naab und Vils: 129; Stuttgart.
STROH, A. (1975): Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler der Oberpfalz. – Materialhefte d. Bayerischen Vorgeschichte, Reihe B – Inventare der Geländedenkmäler, 3: 260 - 284; Kallmünz.