Wohl kaum ein Maler hat sich so um Kallmünz verdient gemacht, wie Constantin Gerhardinger. Seit 1920 bis kurz vor seinem Lebensende war er immer wieder in Kallmünz. Er hat das „kleine Nest“, wie er den Ort liebevoll nannte, nicht nur gemalt, sondern auch seine Studenten und Freunde immer wieder mit hierher gebracht und damit den Ruhm des Ortes als „Künstlerort“ in den 20er und 30er Jahren und auch nach dem 2.Weltkrieg weiter verbreitet.
Von seinen Freunden, den Chiemseemalern, sind Bilder von Kallmünz bekannt von Miller-Diflo und Stagura. Auch Anton Lutz, Erich Martin Müller und August Herzog gehören zum engen Umfeld von Gerhardinger.
Wegen seiner volksnahen Malweise und seiner Motive - Landschaften, Stilleben, Portäts und Akte - konnte er seine Bilder sehr gut verkaufen. Sie waren auch den Kulturverantwortlichen des Nationalsozialismus sehr willkommen. Sein realistischer Malstil und seine Motive entsprachen der Kunstideologie des 3.Reiches.
Seinen lieben Kallmünzer Schützen stiftete er 1954 eine Schützenscheibe
Die Marktgemeinde Kallmünz selbst besitzt nur zwei Bilder des Künstlers. Es wird erzählt, dass er im Gasthof zur Post, wo er normalerweise zu Gast war, beleidigt wurde und er deshalb von einer großzügigen Spende für den Ort absah. Bei einer Rede anläßlich einer Fahnenweihe hatte er Kallmünz als sein "kleines Nest" bezeichnet.
Er hat sich in Kallmünz auch für den Erhalt des Baudenkmals Brunntor eingesetzt, das eines seiner Lieblingsmotive war. Er soll gedroht haben: "Wenn ihr das Brunntor abreißt, komme ich nicht wieder nach Kallmünz." Das Brunntor wurde 1969 in einer "Nacht- und Nebelaktion" entfernt. Gerhardinger kam dann dennoch ein letztes Mal zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft 1969.
Er vermachte über 100 seiner Ölgemälde neben einer Geldsumme von 100 000 DM der Stadt Rosenheim. Die hier gezeigten Bilder sind im Besitz des Stadtmuseums Rosenheim.
Kallmünz hat er leider nicht bedacht.
Über seine Arbeit urteilt er sehr bescheiden: „Wissen S', wenn ich einen Tizian, Rubens oder Rembrandt betrachte, dann bin i nix, ein ganz g'wöhnlicher Hosenbrunzer - Entschuldigung - jawohl, so kloa, wia a Ameisn." So bescheiden zu sein konnte er sich leisten, seine Bilder waren zu Lebzeiten sehr gefragt und gut bezahlt.
Lebensdaten
1888 geboren in München, als lediges Kind einer Wäscherin, der Vater war Jurist
Besuch des Luitpold-Gymnasiums in München
Schon als Kind musste er zum Lebensunterhalt beitragen. Seine Tätigkeiten: Ministrant, Voluntör bei einem Kunsthändler, Verkauf im Zigarrengeschäft
Besuch der Kunstgewerbeschule München
1911 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Angelo Jank und Adolf Hengeler.
Ab 1914 Teilnahme an Aussstellungen
Teilnahme am Ersten Weltkrieg
1918 nach dem Krieg wurde Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft (zu der Zeit mehr als 500 Mitglieder)
1920 war er Mitbegründer der Chiemseer Künstlergemeinschaft „Die Frauenwörther“.
1920 Erster Aufenthalt in Kallmünz
Ab 1932 lebte Gerhardinger in Törwang unweit vom Chiemsee
Er arbeitete jedoch weiterhin in seinem Münchner Atelier.
1937 internationale Anerkennung durch die Verleihung der Goldmedaille bei der Weltausstellung in Paris
1938 wurde Gerhardinger mit dem Titel „Professor“ ausgezeichnet
1939 zum Hochschullehrer an der Akademie in München ernannt
1943 Gerhardinger erlaubte sich zu fragen, wer Bilder ersetze, welche eventuell im „Haus der Kunst" in München einem Bombenschaden zum Opfer fallen. Hitler hat ihn deshalb aus der „Deutschen Volks und Notgemeinschaft" ausgeschlossen. Goebbels verhinderte seine Einweisung als Rüstungsarbeiter. Er galt aber seitdem als Defätist und durfte nicht mehr unterrichten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Gerhardinger zu den Neubegründern der Münchner Künstlergenossenschaft 1952 und blieb ihr Präsident bis 1965.
1968 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Rosenheim, am 13. Februar 1969 die des Marktes Kallmünz.
Gestorben ist Gerhardinger 1970 in Törwang, wo er auch begraben ist.
Quelle: Der Maler Constantin Gerhardinger, Hans Constantin Faußner und Bernhard Hauser
Das Copyright der hier gezeigten Bilder liegt bei der Städtischen Galerie Rosenheim und dem Markt Kallmünz.
Wir arbeiten an einer Dokumentation von Malern in Kallmünz.
Über weitere Informationen zu Constantin Gerhadinger in Kallmünz wären wir dankbar.
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